Corona Aufarbeitung – warum??
Im Jahr 2020 gab es im Rahmen einer Pandemie Maßnahmen, die wir alle bisher nicht kannten. Einschränkungen unseres bisherigen Lebens, begleitet von einer medial stark geschürten Angst. Viele Menschen wurden in ihrem Sicherheitsgefühl stark erschüttert und fühlten sich bedroht.
Nun, fünf Jahre später und einige Erkenntnisse reicher, blicken wir auf eine teilweise gespaltene Bevölkerung und fragen uns was ist geschehen. Wir blicken aber auch auf viele „Kollateralschäden“, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Hier spricht der Kinder- und Jugendpsychotherapeutenverband von einer sechzig prozentigen Steigerung von psychischen und somatischen Problemen die behandlungsbedürftig sind.
Es gab eine Verdreifachung der Suizidversuche im zweiten Lockdown. Anorexie und Traumata durch Misshandlungen und Mobbing nahmen stark zu. Es gibt mehr Kinder mit Sprach- und Entwicklungsstörungen, mehr Schulverweigerer und Schulabbrecher.
Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Lisa Paus, sagte: „die Pandemie wirkt bei Kindern- und Jugendlichen noch lange nach.“ (Zitat)
Traumafolgestörungen bleiben ein Leben lang. Und sie werden an die nächste Genration weitergegeben, wie die Forschung (u.a. Max-Planck-Gesellschaft; Universität Bern) herausgefunden hat.
Corona ist doch vorbei…
Viele Menschen wollten und wollen „ihr Leben“ wiederhaben und verdrängen. Ein Mechanismus der einerseits fatal ist, weil wir die Verletzungen und Traumata, damit nur in einer „Schublade“ unseres Gehirns, vergraben. Sinnvoll, weil unser Körper ewigen Stress nicht aushalten kann, wenn er überleben will. Auf Dauer aber schädlich, weil Traumata immer wieder getriggert werden.
So haben z.B. in der „Coroanazeit“ viele alte Menschen Flashbacks (Erinnerungsblitze) erlitten. Sie wurden an ihre oft traumatischen Kriegserlebnisse als Kinder oder Jugendliche erinnert und durchlitten erneut schwere Ängste.
Traumata prägen den Einzelnen und die Gesellschaft. Sie können, je nach Sensibilität eines Menschen stärker oder schwächer ausfallen. Unfälle, kriminelle Übergriffe, Kriege, der Verlust eines nahen Menschen, besondere Lebenssituationen (auch Hunger und emotionaler Mangel), Situationen in denen der Mensch das Gefühl hat die Kontrolle zu verlieren, bedroht an Leib und Leben ist, lösen Traumata aus. Frühkindliche Traumata, beeinflussen die Gehirnentwicklung, sowie die soziale und emotionale Entwicklung. Was nicht verarbeitet und bearbeitet wird, bleibt ein Leben lang und beeinflusst den Einzelnen aber auch die gesamte Gesellschaft.
Unsere Kinder haben ihr Leben noch vor sich, sie sollen einmal die Gesellschaft und das Zusammenleben prägen und gestalten.
Ihnen schulden wir eine Aufarbeitung, die es zum Beispiel für die Generation der Kriegskinder, deren Kinder und Enkel nicht gab. Das sie dringend nötig gewesen wäre und immer noch ist wissen wir heute.
Aufarbeitung und wie?
Miteinander ins Gespräch kommen. Sich gegenseitig zuhören und Erfahrungen austauschen. Wie haben Sie diese Zeit empfunden? Welche Maßnahmen und welchen Umgang hätten Sie sich gewünscht? Was haben Sie in dieser Zeit erlebt, wie geht es Ihnen rückblickend damit und was würden Sie sich wünschen, wenn so ein Ereignis erneut eintritt?
Eine zugwandte Gesprächskultur schaffen, in welcher es nicht um Schuldzuweisungen und Angriffe geht.
Aufeinander zu gehen und gemeinsam überlegen, was ist passiert? Was daran war gut, was nicht?
Wie wollen wir angesichts neuer Erkenntnisse und Informationen zukünftig mit solchen Ereignissen umgehen?? Warum werden viele dieser neuen Erkenntnisse, die bewiesen sind totgeschwiegen?
Eingeladen ist jeder Bürger dieser Stadt.
Aber auch Menschen die während dieser Zeit in Verantwortung standen (Verwaltung, medizinische, pflegerische, pädagogische Fachkräfte), und Maßnahmen durchgesetzt haben, sollten dabei sein und gehört werden.
Nicht um „Schuldige“ festzumachen, sondern um zu reflektieren, was wurde warum wie gemacht, welche Spielräume gab es? Welche Strukturen wirkten und wirken? Waren sie hilfreich oder angesichts der „Kollateralschäden“ eher nicht?
Was ist zu verändern? Welche Strukturen sind zu hinterfragen, wo braucht es mehr Selbst- und Mitbestimmung vor Ort?
Was können wir tun, um uns gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen?
Was braucht es?
Interessierte Bürgerinnen und Bürger, Menschen die bereit sind sich auseinanderzusetzen statt zu verdrängen. Das braucht vor allem auch den Mut, sich selbst und seine ganz persönlichen Entscheidungen und Motivationen immer wieder zu hinterfragen und auch zu korrigieren.
Einen Raum, in welchem ein solches Treffen stattfinden kann.
Jemanden der dokumentiert, Ideen festhält.
Jemanden der neutral moderiert und strukturiert.
Bei Konflikten auch einen Mediator.
Ziele
Wieder miteinander reden, statt übereinander. Einander wieder zuhören können, unterschiedliche Ansichten hinterfragen.
Im Idealfall aus der Vergangenheit lernen, daran wachsen um die Zukunft zu gestalten.
Einen Raum schaffen, in dem viele Verletzungen und Brüche, die in der Vergangenheit entstanden sind besprochen und vielleicht auch geheilt werden können.